Digital storage solutions

Ein RAID System mit mehrfacher Redundanz wird (wie bei einer Alarmanlage) oft erst dann installiert, wenn man bereits einschlägige Erfahrungen gemacht hat. Letzteres ist uns bei philwiener zum Glück bislang erspart geblieben, zumindest in größerem Umfang. Dennoch haben wir in jüngster Zeit aufgerüstet.

Es hat durchaus etwas gedauert, bis wir uns über ein zukünftiges System klar waren, weil es einfach enorm viele Möglichkeiten gibt. Es gibt sicher eine ganze Menge guter Lösungen – die nachfolgende ist unsere.

Anschaffungskosten
Jeder hat es schon mal gehört – und doch wird es oft vernachlässigt: «Macht Backups!». Für uns ist die Rechnung sehr einfach: € 2.150 für einen RAID/NAS Drive inklusive Festplatten plus ca. € 450 für 4 externe USB Drives (2 onsite und 2 offsite Backups) plus Kleinkram. Das ist nicht viel verglichen mit dem potenziellen Verlust von Daten für einen oder mehrere Kundenjobs. Und auch für denjenigen, der keine Produktionsdaten erstellt, ist der Verlust z.B. der Musikbibliothek oder der Foto Library einigermaßen unlustig …

Welches Modell?
In Sachen NAS Drive sind Synology und QNap die Platzhirsche der Branche, beide können und kosten ähnlich viel. Beide kommen mit einem eigenen Betriebssystem auf Linux-Basis daher, auf das man sich per Browser einloggt. Wir selbst sind seit jeher auf Mac abonniert und entsprechend allergisch auf alles, was nach Windows aussieht. Folglich haben wir uns für Synology entschieden – weil die Oberfläche einfach schöner ist – Geschmackssache. Hinein sind 8 Stück 4 TB-Festplatten gekommen – die von HGST (ehemals Hitachi) sind überragend getestet >.

Als RAID konfiguriert
Dabei werden alle 8 Festplatten zu einem einzigen sichtbaren Volume zusammengeschlossen. 3 der 8 Festplatten könnten dabei ohne Datenverlust gleichzeitig ausfallen (die Frage ist dabei nicht, ob Festplatten ausfallen, sondern wann). Die verfügbare Kapazität unseres RAID Systems beträgt damit 20 TB. Unsere kompletten Kundendaten, die Lightroom Fotobibliotheken und die Mediatheken sind nun nicht mehr auf den Rechnern lokal vorhanden, sondern wurden auf den NAS Server ausgelagert. Das Time Machine Backup der Macs landet ebenfalls auf dem NAS Drive. Das Ganze funktioniert sensationell gut und die Geschwindigkeit der Schreib-/Lesezugriffe über das Netzwerk ist schneller als USB 2.0 direkt am Rechner.

Onsite Backup zur Absicherung von Userfehlern
Nun sind physische Festplattenausfälle abgesichert. Was passiert aber bei Userfehlern, z.B. wenn versehentlich Daten vom NAS Drive gelöscht werden? Für diesen Fall wird stündlich ein Backup ausgewählter Inhalte auf weitere externe Festplatten gemacht (3 TB Toshiba, 2,5“ ohne Netzteil) – bei uns geschieht dies jede Stunde. Dabei können wir auch auf frühere Versionsstände zurückgreifen (ähnlich wie bei Time Machine beim Mac).

Bei Feuer, Wasser und Diebstahl droht Totalverlust aller Daten – da helfen weder RAID noch doppelte Redundanz.

Offsite Backup zur Absicherung von Elementarschäden
Zuletzt gibt es noch ein weiteres großes Gefahrenpotenzial – und zwar Feuer, Wasser und auch Diebstahl. Dabei droht der Totalverlust aller Daten inklusive der Onsite Backups – da helfen weder RAID noch doppelte Redundanz. Das einzige Hilfsmittel sind da offsite Backups, die außer Haus gelagert werden. Dies ginge elegant über das Internet auf einen weiteren NAS Drive, was nicht immer wirtschaftlich ist. Deshalb haben wir uns für ein weiteres Backup auf weitere externe Festplatten entschieden.

Cloud Backup
Nach dem Motto «nicht Kleckern, sondern Klotzen» machen wir noch ein zusätzliches (Paranoina) Disaster-Backup auf einen Internet Backup-Server. Dafür gibt es allerhand verschiedene Services wie Amazon S3, Microsoft Azure, Crashplan, Backblaze, hiDrive, etc.. Nun eignen sich nicht alle Backup-Services für die automatische, per Zeitplan gesteuerte, Sicherung durch ein NAS Drive. Auch sind viele recht teuer, zumal monatlich Kosten produziert werden. Wir sind bei Amazon Glacier fündig geworden, wo die Aufbewahrung der Daten sehr günstig angeboten wird. Doch muss man für den niedrigen Datenaufbewahrungs-Preis einigermaßen langsame Übertragungsraten und einem sehr teuren Download hinnehmen. In Zahlen: Unsere ungefähr 1.000 GB kosten in der Lagerung bei Amazon Glacier € 10 pro Monat. Der erste Upload unserer Daten hat € 8 gekostet und 10 Tage gedauert. Ein kompletter Download würde allerdings um die € 900 kosten. Dies macht allerdings nichts, denn es soll zu eben diesem Komplett-Download am besten niemals kommen. Zudem sind diese Kosten nach einem Brand o.ä. von sekundärer Wichtigkeit (außerdem zahlt’s die Versicherung). Das Ganze ist als Langzeit-Backup gedacht. Ganz datenschutzkonform wird das Backup schon bei der Übertragung mit 256 Bit verschlüsselt auf einem deutschen Server (Frankfurt) abgelegt.

Fazit
Festplattenausfälle: abgesichert
Userfehler: abgesichert
Feuer, Wasser, Diebstahl: abgesichert
guter Schlaf: abgesichert

Es gibt viele (sicherlich ebenso gute) Möglichkeiten, einen Backup-Plan maßzuschneidern. Aber ganz egal wie: Hauptsache man hat einen.